Eins

Am Freitag ist das Meer ein blauer Punsch
In dem weiße Punkte schwimmen
Schreiende Möwen beim Morgenbad
Und der Himmel steht Kopf
Die Erde hatte sich über Nacht gedreht
Alles ein Ball – ballaballa

Menschen liegen nackt in den Armen
Nur ein Mann steckt die Zeitungen in
Seinen hohlen Kopf
Irre Katastrophen vergewaltigte Kinder
Abgestürzte Flugzeuge gedopte Pferde

Ich reise zwischen den Körpern
Zähle stäbchenweise Knochen
Du vergaßt das Kind im Dünenweg
Bei Aldi
Aus und vorbei

Am Vormittag saß der Mann im Korbstuhl
Und sah im Nebel Schiffe im Horizont versinken
Und versank selbst

Mittags steigt ein Adler
Durchpflügt die Wellen
Trieb ins Meer
Ich schwimme im gesalzenen Wind
Dort heilen meine Wunden
Lassen meine Lüste die Leinen los

Backbord ist Steuermann ohne Boot
Ohne Aussicht
Nur Wind und Wasser
Niemand teilt das Meer
Da wir vergänglich

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Zwei

Am Sonnabend empfängt mich das Meer
Einfach so
Schaumwellen die an den Strand stoßen
Immer wieder
Grau ist der Planet heute
Alles Jauchepisse

Ich stand auf
Frühstückte
Über mir kreisen hungrige Möwen
Kreisen und halten Ausschau nach Fressbarem
Weiden sich an einem verendeten Fischkadaver

Überm Strand der so leer wie das Leben
Rinnt ein leiser Nieselregen
Auf meinen Kopf
Der Herr sei mein Richter

Nachts Träume von Hawaiis ewiger Sonne
Barbusige Schönheiten rekeln
Ihre tadellosen Körper
Ich war ein geiler Köter
Und mein Samen aufgeblasener Schaum

Draußen pliert Regen
Ich sündige in den Nächten
Groß und stark ist mein Glied
Keine Seifenblase

Dieser Tag fällt ins Wasser
Er zerrinnt und Menschen hasten
In Plastik gehüllt um feuchte Ecken
Sitzen hinter gestrichenen Fenstern und warten

Ich wollte am Strand
Wie eine menschliche Currywurst braten
Wollte die Eingeweide meines Nachbarn
Die fetten Wülste
Die triefenden Hügel
Die feisten Schenkel
Dein ständiges Gejammer

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Drei

Am Sonntag ist das Meer ein säuselndes Brett
Auf dem ich auf und ab
Auf dem Schiffe Einlass
Möwen in Reih und Glied
Krächzen das Lied vom Fressen
Und Gefressen werden

Ich stieg aus meinem volkseigenen Bett
Ließ die Begehrlichkeiten hinter mir
Und stand da wie ein Geköpfter
Im Osten erhob sich eine Mauer
Und die Sonne stand im Wasser
Was aber trieb sie dort?

Im Imbiss zittert die alte Frau
Ihre Worte schwammen im Nebel:
Ich fiel aus dem Bett
Dachte heute ist Donnerstag
Aber heute ist
Sie nahm den Schnaps
Und beruhigt sich

Am Strand sprach ich mit Möwen
Doch sie liefen davon

Heute ruht der Herr in sich
Eher passt ein Kamel durch ein Nadelöhr
Als dass ein Reicher
Wem gehören die drei Kaiserbäder?
Die geputzten Villen?
Komfortablen Wohnungen mit TV und Garage
Einhundertneunundsiebzig Euro am Tag!
Da muss ein Mann lange stricken

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