Kongress der Perspektiven

Zu Beginn begrüßen die Teilnehmer
der Veranstaltung sich im Foyer
und schütteln sich und haben sich
wenn sie aus Übersee kommen
lange nicht gesehen

Und gehen und schieben
öffnen und schließen
und nehmen im Saal und Präsidium
die Jacken und Hosen
und klingelt das Glöckchen

Zieht der Erste aus der
Tasche das starke Papier
und geht maßgeblich gegen
das untere Schweigen vor
Und er stellt in den Raum

Und er prägt euch das ein
Und er würdigt das Werk
Und er spannt seinen Arm
Und er tritt in den Kampf
Und er nutzt seine Zeit

Und er kennt unseren Feind
Und er schwingt sich aufs Pferd
Und er zieht die Bilanz
Und er breitet das aus
Und er folgt seinem Ruf

Und er fragt sich besorgt
Und er reist durch die Welt
Und er findet er richtig
Und er zügelt die Wut
Und er zieht aus der Tasche

Und er klärt diesen Fall
Und er steigt in den Wagen
Und er verlässt diesen Saal
Und er geht ins Detail
Und er blickt nicht nach links

Und er hegt die Vision
Und er nimmt dich aufs Korn
Und er legt auf den Tisch
Und er haut auf den Putz
Und er malt an die Wand

Und er gibt den Befehl
Und er weiß was er will
Und er greift nach den Sternen
Und er steigert sich selbst

Und er weiß was er meint
Und er weigert sich dann
Und er dankt seiner Mutti
Und er hat sein Gehalt
Und er fährt auf die Datsche

Und er nimmt das in Kauf
Und er sagt was er sagt
Und er schweigt sich da aus
Und er kennt die Genossen
Und er haut auf den Tisch

Und er liebt seinen Nächsten
Und er denkt nicht an sich
Und oben auf der Spitze
Er steigert sich noch
Und er tastet nicht an

Und er stürzt in die Tiefe
Und er fällt in ein Loch
Und wir klatschen die Hände
Und er ruft es uns zu
Und er blickt nicht zurück

Und er kämpft auch dafür
Und er knüpft daran an
Und er träumt von der Zeit
Und er stellt sich nicht an
Und er verantwortet das

Und er blickt nicht nach rechts
Und er zieht Lehren daraus
Und er hegt einen Traum
Und er fasst den Beschluss
Und er malt an die Wand

Und wir klatschen die Hände
Und er reißt uns jetzt mit
Und wir fahren nach Hause
Und auf der Spitze des Berges
Wir steigern uns noch

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Beethovens Lage

Bonn, die Zeit,
eine französische.
Es liegt was in der Luft
1792.
Man sagt, es murre
das Volk.

Wer nichts hat
der hat nicht viel
Lirum larum Löffelstiel,
die Zeit hebt ab.

Sie fliegt,
Ancieme Regime,
des Kaisers Reich.
Es zündeln, es bündeln
sich Ideale
und hopp: Einsturzgefahr:

Es heißt:
Rackern,
arbeiten.
Er ist arm
wie eine Kirchenmaus.
Ranklotzen,
hochdienen
Unerbittlich die Brüder, die
Familie, Vater Johann.

Er muss auf den Wellen
der Überschwemmung ein Werk schaffen.
Wie das kracht,
das alte Europa.
Du lieber Gott,
gekrönte Häupter,
geweihte Stühle.
Er bläst auf sie,
er variiert auf sie,
er orgelt auf sie,
er trällert auf sie.
Lieder nach Hölty,
Lieder nach Gleim,
Waldstein-Variationen.

Fest hängen die alten Perücken,
Zeremonienmeister,
Barone, Grafen,
Kriegsminister,
an ihren Zöpfen.
Dickes blaues Blut.

Er schafft auf dem Klavier ein Zeitalter,
Köpfe rollen in den Staub.
Französische Revolutionsheere.
Drauf trommeln, drauf schlagen,
Drauf hauen, drauf schießen.

Das alte Europa.
Amadeus, eine tolle Zeit,
wird man in hundert Jahren sagen.
Ein paar Genies!
Das waren goldene Zeiten!

Spielen c-moll.
Spielen schiß-doll.
Ich blase auf sie.
Ich orgele auf sie.
Ich streiche auf sie.

Er kompostiert auf sie
Ton Dichter Sinfonie Gestalter
Die breite Masse brüllt am Spieß.
Irgendeine Ahnung hat sie ergriffen.
Eine göttliche Erleuchtung!

Ich treibe es auf die Spitze.
Auf dem Klavier spielen.
Immer weiterspielen.

Das Chaos kündigt sich an.
Gegen die Erstarrung, mein Freund,
zerhacken wir das Klavier.

Ich wälze mich von Zeit zu Zeit
am Boden.
Spielen, immer weiter spielen.

Das große Theben.
Das siebenhügelige Rom zerbrach.
Eine große Zeit,
eine Wahnsinnszeit!

Ich bin über alle Maßen begeistert,
es könnte ein Albtraum sein,
es könnte ein Welttraum sein,
spielen immer weiterspielen,
zweitausend Jahre alt
muss ich werden um das zu erleben.

Eine Riesenzeit
Ich werde verrückt
gegen die alte Zeit
Zack Revolution

Das alte Europa.
Du lieber Gott,
niederstürzen,

spiel ich
c-moll Abschied
der alten Zeit
der aaa
lten Z
eit.

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Schlusszeile

Ich lebe
von der Hand in den Mund.
Was ihr macht,
interessiert mich.

Doch halte ich Abstand.
Denke
mir meinen Teil,

sehe, was ihr macht,
euren Rücken an.
Ich lebe,
doch teile ich nicht
leere Versprechungen.

Nichts zu besitzen
scheint mir
in diesen Zeiten
das Beste.

Wenn Antworten
als Lügen ausfallen,
ist Fragen nötig.

Vernunft steht nicht
in euren Augen.
Ich lebe von der Hand in den Mund.

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