Auf leisen Sohlen kommt es
Ich kann nichts tun – nur warten
spüre morgens meinen Rücken
und abends meinen Kopf
Das Leben fährt vertraut
an mir vorbei
Das Haus ist voll
die Wände glotzen kalt
Ich habe Kinder
die Enkelkinder wachsen
Sie werden eines Tage
größer sein als ich
Ich mache Fehler
sie begleiten mich wie alte Freunde
So ist das Leben
eine dauernde Erfahrung
Die Welt taumelt um die Sonne
zieht ihre heiße Bahn
Dreihundert Jahre sind vergangen
seit die Mauer fiel
Meine Freunde sind gestorben
meine Freundinnen wurden Witwen
Die Abschreibung der Natur
nehme ich in Kauf
Ich bin ein Zwitterwesen
und kenne das Spiel
und seine Zerstörung
Am Ende steht die Null
Ich stehe morgens auf
und betrachte das zunehmende Licht
und abends die verspielten Möglichkeiten
wie das Verrinnen der Zeit
Auf leisen Sohlen
kommt das Alter
Was kann ich tun?
Nur leben