Der tote Ort

Kein Hahn kräht morgens
im märkischen Kolberg
Kein Huhn gackert
scharrt im Sand
Keine Sau wälzt sich im Mist

Das Dorf wartet auf
glückliche Eier aus Niedersachsen
Frischfleisch aus Großbritannien
Super erhitzte Milch aus Bayern
und Speisekartoffeln aus der Tüte

Das Unkraut wuchert auf den Feldern im Osten
Die Häuser verfallen und
in den Wäldern erflehen
verlassene Pionierferienlager
morgendlichen Fahnenappell.

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Aufschwung Ost

Aufschwung Ost
ein schönes Wort
eine feine Erfindung

Die Jugend dreht ab oder durch
der Nachbar zieht die Mauer hoch zur Straße
und befestigt das Gitter vor dem Fenster

Unheimlich wächst die Stille
während der Schäferhund kreischt
ABM-Kräfte säubern leere Wege
und alte Weiber flüstern abends
ihren ewigen Klatsch

Durch die alte Gärtnerei wühlen sich
Bagger und Planierraupe
zerreißen die alten Erdbeer- und Salatbeete
erstellen Baufreiheit
für einen finanzstarken Sponsor

Am Strand dirigiert der
Dorftrottel die Fische im See
Zuerst nach links dann nach rechts
Er lächelt glücklich
in eine gewisse Zukunft.

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Im Juli

stehen die Bungalows
am Kutzingsee ordentlich
ausgerichtet in einer Reihe
ein Freilichtmuseum der DDR
eine frühzeitliche Siedlung des
sozialistischen Kleinbürgers

Zwischen Gartenzwerg und Plastikstuhl
zwischen Ford Fiesta und Colabüchse
zwischen deutscher Fahne und Namensschild
harkt der ewige Müller die Kienäpfel beiseite
er bringt seinen Vorgarten auf Vordermann
mehr kann er nicht tun
Schön ist dieser See einfach wunderbar

Im Wald spuken die Werwölfe
jede Kuhle eine Verteidigungsstellung
jede Hofeinfahrt ein Himmelreich
Eine arme Jugend ist das hier
zu allen Zeiten gewesen

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