Karl-Georg

war kein großes Licht.
Er sagte nicht viel,
so lief sein Studium.
Und wenn man ihn fragte: Wie geht‘s?
Dann sagte er: So so lala,
was will man mehr!

Im dritten Studienjahr trat er
der Partei bei.
Einige lachten, niemand
nahm Karl-Georg ernst.
Und wenn man ihn fragte: Wie geht‘s?
Dann sagte er: So so lala,
was will man mehr!

Zwei Jahre später war er FDJ-Sekretär.
Er hielt Referate
und forderte zur Diskussion.
Wir saßen so da:
Du machst das schon!
Und trafen wir ihn in der Disko,
dann sagte er, wenn man ihn fragte, nur:
So so lala, was will man mehr!

Ich hatte ihn aus den Augen verloren,
hörte, er wäre Vater geworden,
während er in Moskau auf Schulung war.
Und vergaß seine Mär:
So so lala, was will man mehr!

Gestern traf ich Karl-Georg,
er trug das Haar nach neustem Schnitt,
das Gesicht war glatt, der Körper fit,
ich hielt die Hand vor, war besoffen.
Er ist Sekretär in einem Betrieb.

Ich lud ihn zu Schnaps und Bier.
Er lehnte ab, es sei gleich vier.
Er sei mit dem Wagen,
Probleme die Menge, ein schöner Hieb.

Das Haus am Rande der Stadt,
dort warteten Frau und Kind,
Er verabschiedete sich:
So so lala, was will man mehr!


Veröffentlicht28. Juli 2020 von sylviawa in Kategorie "Anzeige