Wir bleiben
Wir bleiben sehr alleine
in unseren Wohnungen da.
Die Freunde kommen selten
und was sonst noch war.
In der Küche hängen Zwiebeln,
es dampft den ganzen Tag.
Voller Düfte war das Zimmer
von Tabak, Lippenstift und Quark.
Die Freunde kommen nicht wieder,
zum Spaß nicht und kaum im Ernst.
Langsam frieren die Glieder,
mitten im Frühling wird‘s Herbst.
Sie schicken bunte Karten
mit traurigen Grüßen drauf.
Ich träume in der Nacht von ihnen,
ob man so was darf?
Wir sehen mit Augen Schatten,
wie es einmal war.
Und bleiben sehr alleine
in unseren Wohnungen da.
Anhaltendes Schweigen
Die schweigende Frau schweigt
Sieben Jahre Pech,
der falsche Mann,
die Kinder.
Wenn der Richtige kommt,
zerschlägt sie, was ist,
den Gordischen Knoten
und sagt: Das war mein Widerstand.
Der schweigende Mann flucht
in der Kneipe
hinter vorgehaltener Hand
auf die da oben.
Und überhaupt,
die braven Jüngelchen.
Soll er sich einen Kopp machen
deswegen?
Die schweigende Mehrheit schweigt.
Schweigt beim Winken auf den Straßen.
Schweigen beim allgemeinen Ja.
Auch die Kinder lernen das Schweigen.
Schweigen mit geballter Faust.
Kommt nicht und sagt,
ihr hättet nichts gewusst.
Jede Zeit hat ihren Hanswurst.