Die schönen Tage bei der Freundin

Wir sitzen im Garten, die
gute alte Freundin und ich.
Die ich einst begehrte, trägt
Sorgenfalten im Gesicht.

Das Feuer lodert in der Schale.
Wir trinken Wein und sind vereint.
Das alte Haus erzählt
Geschichten von dereinst.

Wohin gingen die Jahre?
Wohin der alte Glanz?
Die Zeiten sind durchschritten,
jeder zieht Bilanz.

Ihr Mann liegt auf dem Friedhof.
Leben, das einmal war.
Nichts kehrt zurück,
Nichts bleibt wie es war.

Damals, als wir von der
Freiheit träumten, als
wir stritten, liebten,
nichts versäumten.

Wir suchen die Sätze,
Gesten von einst.
Wir sind dieselben,
und doch wie verwaist.

Ich sage drei Worte,
flüstere im Traum,
sage sie leise,
höre sie kaum.

Spät erlischt das Feuer.
Weit oben glüht das Sternenband.
Wir sitzen still zusammen.
Zeit rinnt durch die Hand.


Veröffentlicht10. April 2022 von sylviawa in Kategorie "Die Auslöschung der Welt